Wer aus der Tür der St. Cyriacus Kirche in Kellinghusen tritt, schaut auf eine Steinstele, die seit mehr als einem Dutzend Jahren dort zum Frieden mahnt. Die Idee zur Errichtung des Mahnmals kam von der Bürgerinitiative „Kellinghusener Stadtwege zur Mitmenschlichkeit“. Erinnert wird – anders als bei vielen Kriegerehrenmalen – an die Verpflichtung zum Frieden.
In den vergangenen Jahren fanden in Kellinghusen jeweils am 1. September – dem Antikriegs- und Weltfriedenstag – öffentliche Veranstaltungen statt. Wegen der Corona-Pandemie verzichtet die Bürgerinitiative „Kellinghusener Stadtwege zur Mitmenschlichkeit“ auf die Ausrichtung des Gedenktages in der gewohnten Art. Walter Vietzen und Heinz-Jürgen Heidemann liegt jedoch daran, an den 1. September als Tag des Überfalls von Nazideutschland auf Polen und damit an den Beginn des 2. Weltkriegs auch in diesem Jahr zu erinnern. Am Sonnabend, 5. September um 18 Uhr wird unter der Überschrift „Frieden und Mahnung stärker sichtbar machen“ die Friedensstele an der St. Cyriacus Kirche geputzt. Zuschauer sind willkommen, die Einhaltung der durch die Corona-Pandemie notwendigen Abstands- und Hygiene-Regeln ist dabei Voraussetzung.
An derzeit 6 Orten in der Stadt wird vor ihren letzten Wohnungen durch Stolpersteine an Opfer der Naziherrschaft gedacht, und zwar an: Otto Fabian, Feldstraße 42; Otto Ralfs, Mathildenstraße 4; Otto Linke, Schützenstraße 35; Piotr Skiermont und Stanislaw Burny, Hauptraße 5; Stanislaw Zbrog, Gut Luisenberg. Der Wunsch von Walter Vietzen und Heinz-Jürgen Heidemann ist es, dass engagierte Bewohner*innen der Stadt den Messingoberflächen zur würdigenden Erinnerung neuen Glanz verleihen. Einfach in einem leeren Glas – z.B. Marmeladenglas – aus Essig, Salz und Mehl eine Mischung anrühren, mit Bürste oder Tuch die Oberfläche bestreichen, kurz einwirken lassen, blank polieren und mit Wasser abspülen.
An zwei weitere Kellinghusener Opfer des Nazi- Regimes soll 2021 durch die Verlegung der entsprechenden Stolpersteine durch Gunter Demnig erinnert werden:
Ferdinand Berndt wurde im Januar 1934 wegen kritischer Äußerungen über die Regierung und die Kellinghusener SA zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt. 1939 wurde Ferdinand Berndt wegen Vergehens gegen §2 des Heimtückegesetzes erneut zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er hatte den staatlichen Terror gegen Juden kritisiert. Ferdinand Berndt starb am 27. November 1941 in Kellinghusen in seinem Haus in der Mühlenbecker Straße 14 unter anderem an den Folgen der in der Haft erlittenen Misshandlungen.
Johannes Claus Cordes wurde am 19.05. 1896 in Kellinghusen geboren. Am 01.10.1944 verhaftete ihn die Gestapo-Kiel und brachte ihn in das KZ-Neuengamme. Von dort wurde Johannes Claus Cordes in das Außenlager Husum-Schwesing transportiert, wo er beim Bau des sogenannten „Friesenwalls“, eine nur teilweise vollendete Wehranlage bestehend aus Panzergräben und verbunkerten Stellungen an der deutschen Nordseeküste als Schutz vor einer Invasion der Alliierten, bei äußerst mangelhafter Ernährung schwerste Zwangsarbeiten verrichten musste. Am 12.11.1944 starb Johannes Claus Cordes im Krankenrevier des Lagers.