Die Geschichtswerkstatt in der SPD Schleswig-Holstein kümmert sich darum die große und kleine Geschichten der Sozialdemokratie zu sammeln. Zur Digitalen Woche Kiel hatte sie Jens Crueger aus Bremen eingeladen, um mit ihm darüber zu sprechen, wie sich die Arbeit von Historikerinnen und Historikern durch die Digitalisierung verändert.
„Wer die Geschichte der letzten 20 Jahre schreiben will, kommt um das Web nicht herum,“ erklärte Jens Crueger. Viele Webseiten seien aber schon für immer aus dem Netz verschwunden. Beispielsweise habe Geocities in der den frühen Jahren des World Wide Web eine große Rolle gespielt. Die Nutzer konnten sich dort für damalige Verhältnisse unkompliziert Internetseiten anlegen. Doch mit MySpace und später Facebook wurde das Angebot unattraktiv. Das Unternehmen wurde erst übernommen und dann dicht gemacht. 38 Millionen Webseiten wurden 2009 einfach abgeschaltet.
Es gibt Versuche, das World Wide Web zu archivieren. Das Deutsche Nationalarchiv hat zum Beispiel 2014 einmal alle deutschen Websites kopiert und gespeichert. Bekanntestes Beispiel dürfte aber das Internat Archive mit seiner WayBackMachine sein. Die private US-amerikanische Stiftung archiviert seit 1996 große Teile des Webs und macht sie zugänglich. Anhand der Website von Kiel zeigt Jens Crueger, wie sich das Web-Angebot der Landeshauptstadt seit 1998 verändert hat.
Während noch immer nicht ganz klar ist, wie man das World Wide Web für nachfolgende Generationen bewahren soll, verändert es sich und stellt die Archive vor neue Herausforderungen: Bei Facebook, Twitter, Youtube oder Google sieht jeder Besucher etwas anderes und mehr und mehr wird das Internet gar nicht mehr im Browser benutzt. Stattdessen gibt es immer mehr Apps.
Jens Crueger warnte davon, die Archivierung alleine den Unternehmen zu überlassen. Google hatte sich Anfang der 2000er vorgenommen, per Google Groups die Archive der Newsgroups der 1990er zu bewahren – dieses Angebot gibt es nicht mehr. Auch Google Books lebt nicht mehr wirklich. Archive seien eine staatliche Aufgabe, betonte Jens Crueger.
Die Digitale Woche Kiel soll die Stadtgesellschaft ins Gespräch über die Digitalisierung bringen. In diesem Jahr findet sie zum zweiten mal statt. Grundsätzlich sind die Veranstaltungen der Digitalen Woche als Bildungsurlaub anerkannt. Auf für die Veranstaltung der Geschichtswerkstatt konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Zertifikat zur Vorlage beim Arbeitgeber ausstellen lassen. Die Digitale Woche Kiel läuft noch bis zum 15. September.